Campaign Insights: So kämpft der Stahl- und Metallverarbeitende Mittelstand für bessere Rahmenbedingungen in Deutschland

Shownotes

In dieser Episode: In der heutigen Episode von „Einer für alle“ beleuchtet Christian mit „Wir. Formen. Fortschritt.“ die aktuelle Kommunikationskampagne des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung e.V. (WSM). Dazu spricht er mit WSM-Geschäftsführer Christian Vietmeyer über die Hintergründe, Herausforderungen und Erfolge der Kampagne und erfährt, warum diese aus Sicht der Mitglieder überhaupt notwendig wurde.

Disclaimer: Unsere Agentur rheinland relations hat die Kampagne Wir. Formen. Fortschritt.“ im Auftrag des WSM entwickelt und betreut sie bis heute (Stand: April 2024, VÖ dieser Episode).

Highlights:

  • Einblicke in die Branche: Erfahren Sie, wie der WSM die Interessen von mehr als 5.000 Unternehmen der stahl- und metallverarbeitenden Industrie vertritt und welche aktuellen Herausforderungen auf die Branche zukommen.

  • Kommunikative Herausforderungen: Christian Vietmeyer spricht offen über die Herausforderungen, politische Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit in einem schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeld anzusprechen.

  • Kampagnenziele und -zielgruppen: Ein detaillierter Einblick in die Ziele, Zielgruppen und kreativen Strategien hinter der Kampagne, die darauf abzielt, die Leistungen der Industrie hervorzuheben und politische Entscheidungsträger zu erreichen.

  • Erfolgreiche Kanäle und Formate: Erfahren Sie, welche Social-Media-Kanäle und Kommunikationsformate sich als besonders effektiv erwiesen haben und warum.

  • Beteiligung der Verbandsmitglieder: Erfahren Sie, wie es dem Verband gelungen ist, seine Mitgliedsunternehmen aktiv in die Kampagne einzubinden und warum dies für den Erfolg entscheidend war.

  • What’s next? Ein Vorgeschmack darauf, wie der Verband die Kampagne weiterführen wird und was andere Verbände daraus lernen können.

Erfahren Sie in dieser Episode unseres Podcasts zur Verbandskommunikation, wie innovative Kommunikationsstrategien nicht nur die Sichtbarkeit Ihres Verbandes erhöhen, sondern auch einen konkreten Beitrag zur politischen Meinungsbildung und zur Verbesserung der Rahmenbedingungen in Ihrer Branche leisten können.


Links: Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung: https://www.wsm-net.de/

Kampagnenwebsite „Wir. Formen. Fortschritt.“ https://wir-formen-fortschritt.de/

LinkedIn-Kampagnenpage: https://www.linkedin.com/company/wir-formen-fortschritt/

TikTok-Kampagnenkanal: https://www.tiktok.com/@wir.formen.fortschritt


Kooperationspartner dieses Podcast: mediaV-award des Verbändereport

Mit dem mediaV-Award ehrt der Verbändereport herausragende Kommunikationsprojekte von Verbänden, Stiftungen, Kammern und vergleichbaren Organisationen. Es ist der einzige Preis seiner Art in Deutschland und wird in 15 Kategorien von Print über Crossmedial bis hin zur besten Image- und Nachwuchskampagne verliehen.

Link: www.media-v-award.de

Moderation: Christian Windeck, rheinland relations GmbH

Christian ist Gründer und Geschäftsführer der rheinland relations GmbH. Die Bonner Agentur ist auf die Positionierung und die Öffentlichkeitsarbeit von Verbänden und mittelständischen Unternehmen spezialisiert. Christian selbst ist ausgebildeter Bürokaufmann und brach sein Studium der Politikwissenschaft ab, um in die PR zu gehen. Auf eine Team-Assistenten-Stelle folgte ein Volontariat, die Übernahme als Junior-Berater, ein Jobwechsel in eine andere Agentur und schließlich 2010 der Start von rheinland relations. Christian ist seit … quasi schon immer … glücklich mit seiner Jugendliebe verheiratet und Vater eines ziemlich aufgeweckten 12-jährigen Rotschopfs, den er glücklicherweise mit seiner unbändigen Leidenschaft für den 1. FC Köln infizieren konnte.

Transkript anzeigen

Transkription

Christian Windeck: Herzlich willkommen bei unserem heute zum ersten Mal stattfindenden Videopodcast von Einer-für-alle. Heute begrüße ich bei mir Christian Vietmeyer. Herr Vietmeyer ist Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Stahl und Metallverarbeitung. Hallo Herr Vietmeyer.

Christian Vietmeyer: Hallo Herr Windeck.

Christian Windeck: Herr Vietmeyer, wir kennen uns jetzt seit rund acht Monaten, das vielleicht als Disclaimer vorweg. Unsere Agentur unterstützt ihren Verband und die teilnehmenden Verbände in der Öffentlichkeitsarbeit. Was macht denn der WSM und was sind die Hauptaufgaben des Verbandes?

Christian Vietmeyer: Ja, der Wirtschaftsverband Stahl und Metallverarbeitung ist Wirtschaftsverband von 13 Branchenverbänden. Und diese Branchen beschäftigen sich alle mit der Verarbeitung von vorwiegend Stahl, aber auch Aluminium über die verschiedenen Wertschöpfungsstufen hinweg zu Produkten für oder Zulieferprodukte, für die großen Abnehmerindustrien des Automobilbaus, des Maschinenbaus, in der Elektroindustrie und so weiter. Wir vertreten die Interessen dieser Branchen. Zuförderst erst mal im politischen Berlin, aber auch in Brüssel.

Christian Windeck: Herr Vietmeyer, die rund 5000 Unternehmen in der Branche beschäftigen ja rund eine halbe Million Menschen. Wie ist denn die Stimmungslage in der Branche?

Christian Vietmeyer: Ja, aktuell ist die Stimmungslage doch sehr eingetrübt. Und das lässt sich auch in den Konjunkturzahlen ablesen. Die Auftragseingänge gehen zurück. Allein im Januar hatten wir da ein Minus von 11 % gegenüber dem Vormonat. Das ist schon erheblich. Auch die Vormonate waren im Vergleich zu den Vorjahresmonaten schlecht und die Erwartungen für die nächsten Monate sind leider auch nicht sehr gut, was sich im Geschäftsklimaindex abliest, sodass man sagen muss: Die Stimmungslage ist nicht gut.

Christian Windeck: Woran liegts?

Christian Vietmeyer: Das liegt daran, dass die Kunden nicht so bestellen, wie wir das gerne hätten. Die Kundenbestellungen sehr volatil sind, das heißt eingeteilte Ware wird dann doch nicht so abgerufen. Am Ende wird nicht so viel ausgeliefert, wie vielleicht im Vorfeld avisiert wurde. Das ist sehr schwankend geworden in manchen Bereichen, Abnehmerbereichen, doch durchaus auch Abkühlung von Bestellzahlen und das Ganze eben in einem Kostenumfeld, was nicht mehr so attraktiv ist. Ganz einfach gesagt: Man muss steigende Kostenbelastung auf weniger Teile umlegen und das macht nicht so viel Freude.

Christian Windeck: Ist das ein rein deutsches Problem? Also ich will jetzt gar nicht von Amerika oder China sprechen, aber schon mal innereuropäisch, also stehen wir da besonders schlecht da?

Christian Vietmeyer: Die letzten Zahlen haben gezeigt, dass die Auftragslage gerade in Deutschland im europäischen Vergleich auch zurück oder nach hinkt. Die Impulse sind hier nicht da. Wenn ich nach Frankreich zum Beispiel schaue, sehen wir andere Investitionen, anderes Investitionsverhalten. Wir haben andere Wachstumszahlen in den anderen Industrieländern in Europa. Wir haben auch immer noch andere, natürlich andere Wachstumszahlen in den USA und China. Wir hier in Deutschland haben eine ausgeprägte Wachstumsschwäche im Moment und das betrifft eben unsere Industrien, auch weil wir als klassische B2B-Industrie die Vorleistungen erbringt für große Abnehmerindustrien eben sofort getroffen werden von dieser Nachfrageschwäche und ja, man muss leider sagen Deutschland ist Schlusslicht.

Christian Windeck: Wenn Sie sagen, dass wir, also die deutsche Industrie, schlecht dasteht, dann nehme ich mal schwer an, hat das ja nichts mit der Qualität der Produkte zu tun, sondern mit den Rahmenbedingungen. Welche Rahmenbedingungen also angenommen, ich habe recht damit, welche Rahmenbedingungen stimmen denn jetzt hier im Vergleich zu Frankreich zum Beispiel nicht? Also, was veranlasst denn einen internationalen Investor in Frankreich zu investieren und nicht in Deutschland?

Christian Vietmeyer: Ja, das kann man am Beispiel Frankreichs eigentlich ganz gut aufzeigen. Unsere Kernprobleme in unserer Branche sind einmal Fachkräftemangel, zum zweiten hohe Energiekosten, zum dritten Bürokratiebelastung, zur vierten Infrastruktur.

Christian Vietmeyer: Wenn ich mir das Thema Fachkräftemangel im Vergleich zu Frankreich anschaue, sehe ich das in Frankreich dieses demografische Problem, was wir in Deutschland haben, in dieser ausgeprägten Lage nicht da ist. Ausländische Investoren gehen auch deshalb gerade nach Frankreich, weil sie mehr verfügbare Arbeitskräfte haben. Das wird auch vom Ausland her zunehmend als Problem in Deutschland gesehen, deswegen investiert man dort weniger.

Christian Vietmeyer: Punkt zwei: Energiekosten Frankreich verfolgt da einen ganz anderen Ansatz, was die Energieversorgung angeht und ist eben im Kostenvorteil, das muss man einfach ganz klar sagen, für die produzierenden Unternehmen. Wenn wir jetzt nicht die gesamte Energieversorgung Frankreichs anschauen, gibt es auch Probleme, aber am Ende des Tages ist es so, dass es für die Energieverbraucher und da sind wir - wir haben ja zum Teil auch energieintensive Industrie - bei uns eben deutlich attraktiver ist.

Christian Vietmeyer: Drittens Bürokratie. Gut Frankreich ja, ist auch ein Anteil Europas und ist auch nicht ganz ohne Bürokratie, aber wir haben es in Deutschland teilweise tatsächlich auf die Spitze getrieben und die Belastungen gerade für den produzierenden Mittelstand gehen in die Milliarden und das hat auch abschreckende Wirkung, gerade für Investitionen aus dem Ausland.

Christian Vietmeyer: Infrastruktur. Ich komme gerade aus Altena und habe dort festgestellt, dass dieser Ort zum Glück wieder erreichbar ist, nachdem er einige Zeit durch zwei Brückensperrung gar nicht mehr für Lkw erreichbar war. Da muss mir dann mal einer sagen, wie man da produzieren soll, wenn man gar kein Vormaterial mehr bekommen kann. Also ein Beispiel für unsere bröckelnde Infrastruktur, die jedenfalls nach meinem Kenntnisstand in dem Land so ausgeprägt auch nicht ist.

Christian Vietmeyer: Also an diesen vier Beispielthemen sieht man schon direkt, wo wir Hausaufgaben zu machen haben.

Christian Windeck: Sie haben ja in dem Zusammenhang die Kampagne “Wir formen Fortschritt” gestartet. Wen möchten Sie mit der Kampagne ansprechen und was erwarten Sie sich davon?

Christian Vietmeyer: Ja, wir wollen die Politik damit ansprechen, zuallererst in Berlin, erst mal noch nicht in Brüssel, aber in Berlin. Wir haben zwei Ziele: Wir wollen erst einmal aufzeigen, wo unser Beitrag, unser guter Beitrag für Gesellschaft, auch für Transformation ist. Unsere Teile sind auch in allen neuen Technologien, die sich mit Klimaschutz befassen, von der Windkraftanlage bis zur Elektromobilität. Wir haben gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland und tragen damit maßgeblich zum Wohlstand bei, und da wollen wir einfach zeigen, was wir überhaupt machen, weil wir als Stahl- und Metallverarbeitende Industrien das Problem haben, dass man nicht auf den ersten Blick weiß, was wir überhaupt so tun, und deswegen schaut man schnell über uns hinweg und übersieht uns. Aber wir sind eigentlich in allen Produkten des täglichen Lebens vorhanden und leisten da wichtige Beiträge.

Christian Vietmeyer: Zum zweiten, wollen wir natürlich auch politische Botschaften an unsere Adressaten richten, gerade mit Blick auf die Standortbedingungen, die ich gerade in der Frage zuvor schon mal aufgerissen habe, um aufzuzeigen, wo wir schnell besser werden müssen, damit die Industrie insgesamt hier am Standort Deutschland auch eine Zukunft hat.

Christian Windeck: Welche Instrumente setzen Sie denn kommunikativ ein im Rahmen der Kampagne, also wo haben Sie da die Schwerpunkte gesetzt?

Christian Vietmeyer: Ja, wir haben verschiedene Instrumente. Wir haben natürlich eine Kampagnen-Webseite als Herzstück erst mal und da ausgehend auf verschiedenen Kommunikationskanälen Formate entwickelt. Das betrifft einmal den Social Media Bereich. Da sind wir auch auf zwei Kanälen sehr erfolgreich, auf anderen nicht. Wir haben da auch gelernt in der Zeit, womit wir erfolgreich sein können und wo wir auch weniger erfolgreich sind. Wir haben aber auch klassische Kommunikationskanäle genutzt, wie beispielsweise das Schreiben aus Papier, was wir auch verschickt haben, an Bundestagsabgeordnete oder Regierungsmitglieder, Beamte und haben da auch eine große Zahl von Antworten darauf erhalten und es ist zu vielen Kontakten, Gesprächen etc. gekommen. Also wir haben verschiedene Kommunikationsinstrumente genutzt und sind da nicht nur eingleisig unterwegs.

Christian Windeck: Ja vielleicht direkt eine Rückfrage, weil ich könnte mir vorstellen, dass das die Zuhörerinnen und Zuhörer interessiert. Sie haben gesagt, zwei Social Media Kanäle haben funktioniert. Verraten Sie uns welche?

Christian Vietmeyer: Ja also bei uns war es so, dass LinkedIn und TikTok gut funktioniert hat und Facebook und X, vormals Twitter, nicht so gut.

Christian Windeck: Über LinkedIn sprechen sie wahrscheinlich, die Branche selbst an, Stakeholder der Branche, aber auch die Politik?

Christian Vietmeyer: Wir haben festgestellt, auf LinkedIn sind viele Unternehmer der Branche. Vorwiegend muss man dann aber auch sagen, Geschäftsführer oder leitende Mitarbeiter. Politiker, stellen wir fest, wechseln dort auch hin, weil X nicht mehr so attraktiv ist, aus verschiedenen Gründen, sodass wir da diese Zielgruppe erreichen. Bei TikTok ist es ein bisschen anders. Es ist ja mehr visuell und nicht so textlastig. Dort erreichen wir mehr Mitarbeiter auch aus Unternehmen.

Christian Windeck: Wie machen Sie das dann? Also was sind die Inhalte, die besonders gut funktionieren?

Christian Vietmeyer: Bild ist natürlich wichtig. Also was wir machen, sind Bilder, also Aufnahmen von Unternehmern, Videos und viele Unternehmer haben sich bereit erklärt, Statements abzugeben und diese Videos sind eben auf beiden Kanälen erhältlich und können dort angeschaut werden und manche von denen haben schon eine sehr, sehr hohe Aufmerksamkeit erreicht. Dann haben wir darüber hinaus auch Produktbilder von unseren Produkten eingestellt mit kurzen Begleittexten, wo wir erklären, was das ist. Bei manchen Sachen wie einer Anschnallgurtschnalle etc. kann man es zwar erkennen, aber es gibt durchaus noch Teile, wo man nicht sofort den Einsatz erkennt. Wir beschreiben das und beschreiben auch die die Rolle, die dieses Teil spielt und worum es wichtig ist, dass wir das auch hier machen. Auch da gibt es, beispielsweise fällt mir ein Bild einer Schraube ein, das durchaus viel geteilt und angeschaut wurde.

Christian Windeck: Das heißt, sie würden schon sagen, dass die Beteiligung der Verbandsmitglieder oder der Unternehmer innerhalb Ihrer Branche wichtig ist?

Christian Vietmeyer: Ja, also nach unserer Erfahrung ist das das A und O. ich würde niemandem oder keinem Verband empfehlen, dass nur alles selbst zu machen und die eigenen Verbandsmitglieder die Unternehmer nicht einzubinden.

Christian Vietmeyer: Das ist blutleer und glaube ich wird keinen so großen Erfolg haben. Der Erfolg kommt dann, wenn es authentisch ist und wenn Unternehmer sich auch nach vorne stellen, Videos machen, Botschaften bringen und Teil der Kampagne werden. Nur dann entfaltet das eine hohe Inwirkung, aber ich glaube, auch in der Außenwirkung ist es dann viel stärker, wenn sich Unternehmer aktiv daran beteiligen. Das ist zwingende Voraussetzung nach meinem dafürhalten.

Christian Windeck: Wie schwer war es denn, die Unternehmer vor die Kamera zu kriegen? Weil wir sind ja jetzt alle keine Hollywood-Profis. Die meisten Unternehmer zumindest nicht. War das leicht?

Christian Vietmeyer: Nicht immer. Also, es gibt natürlich welche, die haben sofort ja gesagt und das hat auch super geklappt. Aber es gibt auch eine ganze Reihe, die haben da eine gewisse Hemmschwelle, das muss man einfach sagen. Man sollte mit niederschwelligen Angeboten da rangehen. Wir haben zum Beispiel auch ein kurzes Merkblatt verfasst, wie Handyvideos funktionieren. Da ist auch was gekommen. Da kann man dann auch nachbessern, schneiden und so weiter. Es muss nicht beim allerersten Wort alles perfekt sein. Man muss ein bisschen die Ängste nehmen und die auch mitnehmen.

Christian Vietmeyer: Wir haben im in keinem Fall erlebt, dass ein Unternehmer, der ein Video oder ein Foto was auch immer gemacht hat, nachher die Freigabe nicht erteilt hätte, weil er damit selbst nicht zufrieden war. Das ist nicht passiert. Wichtig ist nur, dass man sie einmal zu diesem Schritt bringt, sich irgendwo, ob sie jetzt in einer eigenen Firma ist, in einem Studio oder wo auch immer, vor eine Kamera, ob es eine Videokamera ist oder was Professionelleres, eine Handykamera meine ich, zu stellen. Dann klappt es auch. Aber das sollte man, wie gesagt, auch tun, dass man die Unternehmer da mit nach vorne stellt, in die Verantwortung nimmt und Teil der Kampagne werden lässt.

Christian Windeck: Teil der Kampagne waren ja nicht nur Unternehmer und das finde ich so mit das Besondere auch daran. Wie ist denn die Kampagne insgesamt in den Unternehmen, jetzt nicht nur in den Geschäftsführungen, sondern auch bei den Mitarbeitern angekommen? Haben Sie da Feedback gehalten?

Christian Vietmeyer: Ja, wir haben auch ein Video mit einem Betriebsrat gemacht, zum Beispiel. Das, haben wir gesehen, ist auf Tiktok recht viel angeschaut worden. Also auch da gibt es Menschen, Mitarbeitende, die sich das dann durchaus auch angeguckt haben und die Kampagne angeschaut haben.

Christian Windeck: Und was sagen Ihre Mitglieder? Wie bewerten die Mitglieder die Kampagne bis jetzt? Ich meine, sie haben ja gesagt, es hat zwei Funktionen. Zum einen der Weckruf in Richtung Berlin, zum anderen das Darstellen und das Schlaglicht auf die Leistung ihrer Branche werfen und sowas hört ja eigentlich auch nie auf. Wir sind jetzt seit einigen Monaten gemeinsam auch dran. Können Sie da so ein Zwischenfazit ziehen, wie das bei den Mitgliedern auch ankommt?

Christian Vietmeyer: Die Mitglieder sind sehr froh und dankbar dafür, dass wir als Verband lauter geworden sind. Das war auch der Auftrag der Mitgliedschaft an den Verband lauter zu werden und eine Kampagne zu fahren. Das hat etwas auch damit zu tun, wo wir am Eingang des Gespräches waren. Die konjunkturelle Entwicklung ist schlecht und in die Rahmenbedingungen in Deutschland stimmen nicht mehr. Das heißt nicht für alles, aber doch für einen großen Teil, hat auch Politik Verantwortung und da besteht eben ein größeres Bedürfnis, mit der Politik zu kommunizieren. Zum Beispiel eben auch durch eine Kampagne. Vielleicht hätten wir in einer Zeit, wo es konjunkturell gebrummt hat, diesen Auftrag so nicht bekommen. Jetzt haben wir ihn jedenfalls mit dem Mandat lauter zu werden und das werden wir.

Christian Windeck: Sie haben eben selbst die Rahmenbedingungen angesprochen. Die sind ja jetzt nicht nur für ihre Branche schlecht, sage ich mal. Wenn man ins Handelsblatt guckt, da äußern sich ja gerade viele Branchen und Industrievertreter. Wie schätzen Sie das ein, dieses Kommunikationsumfeld? Also, man könnte ja sagen, wenn alle ihr Statement rausgeben, wird es irgendwann sehr, sehr laut und da kann man sich sein eigenes auch sparen. Ist das für Sie jemals eine Option gewesen?

Christian Vietmeyer: Nein, also unsere Mitglieder wollen, dass ihr Verband auch klar benennt, wo die Probleme sind. Dafür hat man einen Verband. Wenn man sagt, das brauchen wir nicht mehr, sagen ja zehn andere, dann kann man ja auch gleich sagen brauchen, wir gar keinen Verband. Es ist schon sehr wichtig, dass auch aus Sicht der deutschen Stahl- und Metallverarbeitung die Dinge benannt werden. Wenn das andere Verbände, im Übrigen ja auch unser Spitzenverband BDI in dem wir organisiert sind, auch tun, umso besser, aber gar nichts zu tun, ist im Moment keine Option. Weil wenn der konjunkturelle Abschwung noch länger so weitergeht, man sich am Ende dann fragen muss, warum haben wir nichts getan und das müssen wir jetzt tun, um noch eine Trendwende zu erreichen.

Christian Windeck: Herr Vietmeyer, der WSM ist ja ein Wirtschaftsverband oder auch Synonym vielleicht zu verwenden, ein Verbände-Verband. Das heißt die Kampagne “Wir. Formen. Fortschritt.” wird ja quasi von 14 Einheiten getragen. Den 13 Fachverbänden und ihnen, als Wirtschaftsverband. Und jetzt kann man sich ja vorstellen, oder man kann zumindest mutmaßen, dass das ein abstimmungsmäßiges, Höllenfeuer darf ich jetzt nicht sagen, dass das abstimmungsmäßig schwierig ist. Wie haben Sie das gehändelt, dass das funktioniert?

Christian Vietmeyer: Ja, also das Höllenfeuer kennt jeder Verbandsgeschäftsführer natürlich. Man muss alle unter einen Hut bringen. Das gelingt nicht immer, ist auch nicht immer so einfach, aber jetzt kann ich sagen, das freut mich, dass wir hier bei der Kampagne innerhalb von einer Woche alle 13 Fachverbände unter einem Hut hatten und alle mitziehen. Das ist schön, aber eben auch der Tatsache geschuldet, dass jede einzelne Branche unter einem wirtschaftlichen Druck steht. Es gibt niemanden bei uns, dem diese konjunkturelle Entwicklung vollständig kalt lässt. Und deswegen kam oder steht die Kampagne auf einem ganz, ganz breiten Mandat aus allen Mitgliedsbranchen und ich sag es mal flapsig, diesmal war es sehr einfach alle unter einen Hut zu bekommen.

Christian Windeck: Das ist doch was und ich habe dahin gehend noch eine letzte Frage, bevor wir zu unserer beliebten Kategorie “Last but not least” kommen und zwar, wie sieht die Zukunft von “Wir. Formen. Fortschritt” aus? Die Kampagne haben wir eben schon drüber gesprochen ist ja nicht nur für den Moment ausgelegt und für die Herausforderungen, die gerade anstehen, sondern soll ja auch weiterleben. Wie haben Sie sich das vorgestellt?

Christian Vietmeyer: Ja, wir haben ja nach der ersten Phase beschlossen, dass wir noch mal weitermachen für einen definierten Zeitraum. Also eine Kampagne hat immer an Anfang und Ende, und wir haben uns überlegt, dass wir bis zur Europawahl, die ist ja Anfang Juni, respektive bis Ende Mai, dann bis zu diesem Zeitpunkt noch nochmal verlängern und noch mal stark rausgehen wollen und noch mal laut sein wollen. Dann wird Sommerpause sein, auch in im politischen Berlin, auch in Brüssel wird man eine neue Kommission bilden und so weiter. Und das wird eben auch für uns erst mal eine gewisse Pause bedeuten und im Herbst werden wir uns alle mal zusammensetzen, im Verband und die Karten legen und natürlich auch mit den Unternehmern zusammen und überlegen, was dann erforderlich ist und da müssen wir dann auch noch mal in die Kasse vergucken.

Christian Windeck: Okay, dann kommen wir jetzt zu “Last but not least”

Christian Windeck: Herr Vietmeyer, die geliebte Frage am Ende unseres Podcasts, haben wir irgendwas vergessen, was wir ja noch besprechen sollten, weil es unsere Hörerinnen und Hörer interessieren kann? lso gibt es irgendein Thema, das sie gerne noch ansprechen wollen?

Christian Vietmeyer: Ich würde alle ermuntern, auch laut zu werden und nicht zu sagen, wir tun jetzt nichts, weil es muss sich was ändern hier am Standort. Und da kann man durchaus, neben den neuen Medien, die wir haben, auch noch mal die, in Anführungsstrichen, alten Medien nehmen. Unsere Erfahrung ist, dass man auch mit der klassischen Pressemitteilung noch Menschen erreicht, aber auch mit Briefaktion. Also ich hatte ja schon erläutert wir haben echte Briefe aus Papier an die Politik gesendet und haben allein aus der ersten Runde über 40 Gesprächsangebote aus Berlin bekommen und die arbeiten wir halt ab, beziehungsweise laden die auch in Mitgliedsunternehmen ein, wie auch immer. Und auch das hat sich gezeigt, dass auch die klassischen Medien oder Kommunikationsform Erfolge bringen können. Und ja, ich würde jedem Verband empfehlen, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern mit uns laut zu werden, weil wir glauben, es muss sich in diesem Land schnell was ändern, weil sonst schreitet Deindustrialisierung voran und das wollen wir nicht.

Christian Windeck: Das ist ein, wie ich finde, sehr schönes Schlusswort. Vielen Dank Herr Vietmeyer, das war sehr, sehr spannend für alle Zuhörerinnen und Zuhörer, die Infos zur Kampagne und zum Verband selbst befinden sich in den Shownotes, auch die Social Media Kanäle. Folgen sie gerne und wir können nichts machen. Vielen Dank, Herr Vietmeyer.

Christian Vietmeyer: Danke Ihnen.

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